Propaganda per Reel: Wie autoritäre Narrative auf Instagram & Co. kursieren

Auf Instagram & Co. kursieren zunehmend Reels mit antiwestlichen und verschwörungstheoretischen Inhalten. Sie stammen von privaten Profilen, anonymen Konten oder Trollnetzwerken und erreichen über den Algorithmus ein breites Publikum, auch außerhalb der eigenen Follower.

Auf Instagram & Co. kursieren zunehmend Reels mit antiwestlichen und verschwörungstheoretischen Inhalten. Sie stammen von privaten Profilen, anonymen Konten oder Trollnetzwerken und erreichen über den Algorithmus ein breites Publikum, auch außerhalb der eigenen Follower.

Die Quellen dieser Videos sind vielfältig: Beiträge von RT, Clips von bekannten Propagandabloggern oder Ausschnitte aus Talkshows im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Oft reicht der Originalton, denn viele Aussagen müssen gar nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden. Die Positionen werden offen geäußert. Ein bekanntes Beispiel sind Reden des US-Ökonomen Jeffrey Sachs, in denen er den Westen scharf kritisiert. Diese Szenen werden über zahlreiche Accounts verbreitet und dadurch massiv verstärkt.

Besonders wirkungsvoll sind Clips, die echte Menschen in realen Situationen zeigen. Dazu gehören Reden, Interviews oder Zitate von scheinbar seriösen Persönlichkeiten. Solche Inhalte wirken glaubwürdiger, weil sie nicht aus dem Social Media Umfeld stammen, sondern aus Nachrichten-sendungen, Universitäten oder klassischen Diskussions-formaten. Gerade dieser Ursprung verleiht ihnen eine Art Unangreifbarkeit, obwohl sie inzwischen ganz bewusst in eine bestimmte Erzählung eingebettet werden.

Es wird zu Recht davor gewarnt, dass wissenschafts-feindliche, gesundheitsgefährdende, esoterische oder diskriminierende Inhalte in sozialen Medien kursieren. Doch die geopolitische Beeinflussung und die subversive Dimension werden bislang kaum thematisiert. Dabei öffnen gerade diese Mechanismen autoritären Akteuren Tür und Tor.

Dass identische Videos über unzählige verschiedene Accounts verbreitet werden, erhöht ihre Sichtbarkeit enorm. Ähnliche Muster finden sich auch auf YouTube und TikTok. Dabei geht es nicht nur um plumpe Propaganda, sondern auch um subtilere Formen der Einflussnahme. Oft kommen sie von scheinbar harmlosen Reisebloggern, die aus autoritären Staaten berichten, ihre Eindrücke romantisieren und dabei betonen, dass „die westlichen Medien ja verschweigen würden, wie schön es hier ist“.

Diese Reels sind so gestaltet, dass sie maximale Aufmerksamkeit erzeugen. Sie sind emotional, visuell ansprechend und in ihrer Aussage klar zugespitzt. Wer einmal damit interagiert, bekommt vom Algorithmus schnell mehr davon angezeigt – unabhängig davon, ob die Inhalte fundiert oder irreführend sind.

So verbreiten sich autoritäre Narrative: Sie säen Misstrauen gegenüber demokratischen Institutionen, relativieren internationale Konflikte und stellen autokratische Modelle als überlegen dar.

Diese Dynamik lässt sich kaum durchbrechen. Was es jetzt braucht, ist eine Medienkompetenz, die auch die unangenehmen Realitäten klar anspricht. Dazu gehört, autoritäre Regime als zentrale Akteure zu benennen. Es braucht mehr als eine scheinbar neutrale politische Bildung, die Desinformation und Propaganda aus solchen Quellen ausklammert. Und es braucht deutlich mehr Aufklärung über subtile Einflussoperationen, die sich kaum technisch erkennen lassen und sich auch in Zukunft nicht vollständig regulieren lassen werden.

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